Es gibt diese Elternsätze, die so tief in uns verankert sind, dass sie uns einfach rausrutschen. Manchmal klingen sie sogar ganz vernünftig, bis man sich mal kurz in die Perspektive des Kindes versetzt. Dann merkt man: Ups. Das war gerade völlig sinnlos. Was rede ich da überhaupt?
Drei dieser epischen Kommunikations-Fails schauen wir uns heute mal genauer an. Spoiler: Keiner davon führt dazu, dass Kinder plötzlich auf magische Weise kooperieren, kreativ werden oder tiefe emotionale Gespräche mit uns führen.
1️⃣ „Alles gut?“ – Die Mutter aller Small-Talk-Fails
Ah, das klassische „Alles gut?“. Ein Satz, der eine gigantische, herzöffnende Antwort verspricht und… eine einsilbige Reaktion liefert:
„Ja.“ „Geht so.“ „Hm.“
Und das war’s dann auch.
Warum? Weil „Alles gut?“ so eine unfassbar breite Frage ist, dass sie das Gehirn des Kindes einfach überfordert. Es ist, als würde dich jemand aus dem Tiefschlaf reißen und sagen: „Erzähl mir bitte sofort dein tiefstes Gefühlserlebnis der letzten 24 Stunden.“ – Hä?
Und selbst wenn das Kind gerade eine echte Krise hat: Glaubt irgendjemand ernsthaft, dass es jetzt ausgerechnet hier und jetzt damit rausrückt, nur weil wir gefragt haben? Das "Alles gut" an das Svhulkind gerichtet ist übrigens die kleine Schwester der Frage "Wie geht es dir?" unter uns Erwachsenen. Wie oft antwortet ihr da denn ehrlich? Ups.
Besser wäre sowas zu fragen wie: „Was war heute in der Schule besonders lustig?“ „Neben wem hast du heute beim Mittagessen gesessen?“ „Hat dich heute irgendwas genervt?“ „Was war dein Lieblingsmoment heute?“
Oder noch besser: Gar nicht fragen, sondern einfach zusammen etwas tun. Denn genau dann erzählen Kinder oft am meisten. Beim Malen, Autofahren, Spazierengehen oder abends im Bett. Gern auch nachdem ihr bereits dreimal „Gute Nacht!“ gesagt habt...
2️⃣ „Komm, beschäftige dich doch mal anders!“ – Klar, mit welcher Anleitung genau?
Oh ja, dieser Satz. Ein absoluter Klassiker.
Kind sitzt da, wimmert vor Langeweile. Wir, völlig genervt: „Dann beschäftige dich doch mal anders!“Kind: „Ja, danke für diesen revolutionären Vorschlag, Mutter.“
Problem an diesem Satz? Es fehlt die Anleitung. Wenn Langeweile einmal so richtig eingesetzt hat, dann ist da oft nur noch ein großes, leeres Loch im Kopf. Da ist kein „Ach, ich könnte ja mal das Puzzle machen oder ein Buch lesen.“ Da ist nur eine existenzielle Krise, in der sich die Sekunden dehnen wie Kaugummi.
Und jetzt mal ehrlich: Was machen wir Erwachsene, wenn uns langweilig ist? Genau. Handy. Netflix. Planlos durch Instagram scrollen.
Also warum erwarten wir von Kindern, dass sie kreativ und produktiv mit ihrer Langeweile umgehen, während wir selbst nach fünf Minuten Planlosigkeit im digitalen Nirvana verschwinden? Eigene Nase und so..
Besser wäre auch hier: Statt „Beschäftige dich anders!“ lieber ein paar Ideen geben: „Lust auf eine Runde Karten?“, „Wollen wir was zusammen malen?“, „Was hältst du von einem Lego-Bau-Wettbewerb?“
Oder einfach akzeptieren, dass Langeweile nicht das Ende der Welt ist. Kinder dürfen sich manchmal auch einfach ein bisschen langweilen und nichts tun.

Es folgt mein persönlicher Hass-Favoriten-Satz:
3️⃣ „Geh doch mal raus!“ – Ja, und dann?
Der Satz, der in meiner Kindheit ständig fiel und heute immer noch überall zu hören ist. „Geh doch mal raus!“
Okay. Und dann? Blumenbeet umgraben? Einen freiwilligen Spaziergang starten? Die Nachbarn über Gartenpflege interviewen?
Wenn mir als Erwachsene jemand einfach so sagen würde, „Geh doch mal raus und beschäftige dich!“, dann würde ich ihn irritiert anschauen und fragen: „Was genau soll ich da tun? Das Laub in Nachbars Garten analysieren?“ und vor allem: WARUM?
Kinder brauchen oft einen konkreten Anreiz, um nach draußen zu gehen. Einfach nur „Geh raus“ wird selten dazu führen, dass sie plötzlich voller Begeisterung den Hof erkunden.
Besser wäre hier konkrete Vorschläge für gemeinsame Aktivitäten wie „Wollen wir einen kleinen Ausflug zum Spielplatz machen?“ , „Ich habe Seifenblasen gefunden! Wollen wir die ausprobieren?“ , „Lust auf eine Runde Verstecken im Garten?“ oder auch gerne Entdeckerkarten (hab euch welche verlinkt).
Manchmal hilft’s auch einfach, selbst rauszugehen. Kinder folgen oft, wenn wir etwas vorleben.
Letztendlich steht und fällt es (wie so oft) mit der Kommunikation
Diese drei Sätze sind nicht böse gemeint, bringen aber in den meisten Fällen genau gar nichts. Kinder brauchen klare Anreize, echte Kommunikation und das Gefühl, dass ihre Bedürfnisse ernst genommen werden.
Also lasst uns gemeinsam das gezielte Fragen üben und die Langeweile nicht zwingend als Feind zusehen, sonder eher als Sprungbrett für Kreativität!
Denn seien wir mal ehrlich: Wer von uns Erwachsenen würde sich motiviert fühlen, wenn unser Chef uns nur sagt: „Mach halt mal irgendwas Produktives.“ – Äh, ja. Danke für nichts. 😅
So, das war’s für heute. Ich geh dann mal raus. Und mach… irgendwas. 😜
Eure Sandy
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